Das Eckige muss ins Runde!

In dem Workshop von Stefan Claudius ging es darum, eine alternative Corporate Schrift für den diesjährigen internationalen Fußballwettbewerb in Deutschland zu entwerfen, in die dann alle Emotionen einflossen, die man zu dem Thema hat. Dabei sollten die Teilnehmer/innen sich die Funktionsweisen bewusst machen, mittels derer der Informationsfluss einer Schrift stattfindet.

Juni 2006, Deutschland ist im Fussballfieber. Jeden Tag muss das Runde ins Eckige, doch eine kleine Gruppe von Gestaltern dreht den Spieß um: Das Eckige muss ins Runde. Und das ist nicht das Einzige, was anders ist. Der Workshop von Stefan Claudius geht der Frage nach, woher Schrift ihre Wirkung bezieht. Doch statt zu analysieren und zu recherchieren wird ganz praktisch gearbeitet. Wie stellt man es an, wenn man mit einer Schrift ganz gezielt bestimmte Assoziationen oder Emotionen hervorrufen will? Zu diesem Zwecke bekamen die Teilnehmer des Workshops die Aufgabe, ihre persönlichen Gefühle oder Ansichten über Fußball in einem Schriftentwurf zu verarbeiten. Um nicht ein ganzes Alphabet zeichnen zu müssen, einigte man sich auf den typisch fußballerischen, tiefschürfend sinnfreien Ausspruch: »Fußball gehört rund.«

Zwei Ansätze dominierten die Anfänge. Der frei assoziative, bei dem die Hand denkt und der Kopf danach interpretiert, und der zweite intellektuell dialektische Ansatz, in dem nach typischen Eigenschaften des Fußballs gesucht wurde.

Nach der Vorstellung der ersten Arbeitsphase wurden Wege skizziert, um die Ideen in die Tat umzusetzen.

Neben einem kurzen Theorieteil gab es natürlich auch viele praktische Tipps wie man vorgeht, um aus einer Idee eine Schrift zu machen. Dabei kristallisierte sich der Begriff des »Masterbuchstabens« heraus, auf dem dann möglichst viele weitere basieren. Auch musste der Begriff des Rasters gehörig erweitert werden, um nicht als starres Korsett sondern als hilfreicher Wegweiser verstanden zu werden.

Der zweite Tag stand dann ganz im Zeichen des »Machens«. So wurden Konzepte komplett überarbeitet oder noch einmal etwas ganz anderes ausprobiert. Das dauerte dann in einigen Fällen bis früh in den nächsten Morgen, doch auch zu später Stunde wurde der Präsident von Cape Arcona nicht müde, seinen Schützlingen mit Rat und Tat und einem Bier in der Hand zur Seite zu stehen.

So unterschiedlich wie die Teilnehmer (vom Auszubildenden bis zum Professor) waren auch die Ergebnisse. Die zum Teil sehr persönlichen Interpretationen reichten von betrunkenen über gefoulte Buchstaben bis hin zu einem dynamisch stürmenden Alphabet. Bei der stolzen Präsentation am Sonntag stand für die Meisten fest: Es gibt noch viel zu tun.